Verbrannt - Junge Statements gegen das Vergessen in der Großen Kirche

Verbrannt - Junge Statements gegen das Vergessen in der Großen Kirche

Verbrannt - Junge Statements gegen das Vergessen in der Großen Kirche

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Verbrannt - Junge Statements gegen das Vergessen in der Großen Kirche

„Lesen gegen das Vergessen“- eine Kooperationsveranstaltung des Kulturforums Steinfurt mit den Technischen Schulen des Kreises Steinfurt zur Erinnerungskultur

Mit dem Zitat der berühmten und berührenden Worte Margot Friedländers „Es gibt kein christliches, kein jüdisches, kein muslimisches Blut, es gibt nur menschliches Blut. Seid Menschen!“ begrüßte Angela van den Boom die Anwesenden in der Großen Kirche Burgsteinfurt. Die Leiterin des Kulturforums Steinfurt hatte die dort am Samstagabend stattfindende Veranstaltung zur Erinnerungskultur initiiert, um ein Zeichen gegen Hass und Hetze und für den Schutz der Demokratie zusetzen. Die Veranstaltung zeigte die Ergebnisse des Projektes „Lesen gegen das Vergessen“, an dem zwei Abiturklassen der Technischen Schulen des Kreises Steinfurt (TSST) teilgenommen hatten.

Unter dem Titel „Verbrannte Worte“ wurden Texte aus einigen der Bücher vorgetragen, die der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten 1933 zum Opfer fielen. Außerdem erlebten die Gäste eine szenische Darstellung und wunderbare musikalische Beiträge von Musikerinnen und Musikern der Musikschule des Kulturforums „Das Projekt „Verbrannte Worte“ entstand aus dem Wunsch, einen bedeutsamen Moment der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: die Bücherverbrennung im Jahr 1933. Mit den Flammen sollten nicht nur Bücher vernichtet werden, sondern auch Gedanken, Ideen und kritische Stimmen“, so van den Boom. So prangerten beispielsweise Thomas Mann, Erich Kästner und Kurt Tucholsky in ihren Texten den Antisemitismus und das aggressive Auftreten der Nationalsozialisten an. Viele Ihrer Bücher wurden auf den Index gesetzt und am 10. Mai 1933 auf öffentlich Plätzen bergeweise verbrannt. In der szenischen Darstellung dieser barbarischen Kulturvernichtung durch Schülerinnen der TSST, tauchte am Rand auch die Figur des Erich Kästner als Augenzeuge auf. Der Autor vieler beliebter Kinderbücher kam sein Leben lang nicht über den Schmerz der Verbrennung seines „Fabian“ und weiterer Werke hinweg. Sehr spannend war auch der Vortrag von Adrian Voss, der ausgewählte Textstellen von Kurt Tucholsky in einen aktuellen Bezug zu heutigen Ereignissen und politischen Strömungen stellte, etwa wenn im Bundestag rassistischen Äußerungen fallen. Das selbstgeschriebene Gedicht „Vergiss nie!“ des Schülers Malte Berning zeigte, wie intensiv sich die jungen Leute trotz Abiturvorbereitung mit der Thematik beschäftigt hatte. In einer weiteren Lesung trug der Schüler Max Fischer eine Textstelle aus dem Kult-Buch „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque vor: „Wir glaubten an die Worte unserer Lehrer, an die großen Reden über Vaterland und Ehre. Doch hier im Schlamm und Blut wissen wir: Es waren nur Worte, Lügen, mit denen man uns verblendet hat. Alles was wir je gelesen haben, wurde umgeschrieben, verdreht, verbrannt – damit wir nicht mehr denken, sondern nur noch marschieren.“ Inhaltlich dazu bestens korrespondierend sang Nora Busse „Wozu sind Kriege da?“ von Udo Lindenberg. Auch die zwei weiteren musikalischen Beiträge, das Lied „In the Ghetto“ (Elvis Presley) gesungen von Tom Titus Betting und Nora Busse sowie das Geigensolo „Theme from Schindlers´List“, vorgetragen von Mirjam Brüllmann, wurden vom Publikum mit viel Applaus gewürdigt. Die Moderatoren Malte Berning und Anton Kelliger bedankten sich zum Abschluss gemeinsam mit ihrem Lehrer Devid Signorello für die gute Zusammenarbeit mit dem Kulturforum und der evangelischen Kirchengemeinde.

Unserem Pfarrer, Guido Meyer-Wirsching, blieb das letzte Wort: „Diese Kirche ist ein Ort des Wortes. Auch von dieser Kanzel wurden damals Hass und Hetze verbreitet. Deshalb bin so dankbar für euer großartiges Statement an diesem Ort. Eure Worte werden, nein, sie müssen in Erinnerung bleiben: Nie wieder ist jetzt!“

Claudia Mertins

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